Bereits seit der Jungsteinzeit kennt man vor allem in Asien die sogenannte Wildkirsche, die uns bekannte Form war anfänglich rund um das Schwarze Meer angesiedelt. Von einem römischen Feldheer wurde sie aus der Stadt Kerasos, welche in der Türkei liegt, nach Italien importiert und von dort aus breitete sich die Obstsorte in ganz Europa aus. Auf den „Geburtsort“ Kerasos geht übrigens auch der Name der Kirsche zurück, sie zählt zur Familie der Rosengewächse. Seit dem späten 18.Jahrhundert unterscheidet man zwischen zwei Arten, den Süß- und den Sauerkirschen. Die fruchtige Süßkirsche wird meist direkt verzehrt, während die Sauerkirsche hervorragend zum Backen, Einmachen und Kochen geeignet ist. Die Süß- oder auch Tafelkirschen werden als erstes geerntet und reifen bis in den Hochsommer hinein. Kurz darauf sind die Sauerkirschen an der Reihe, im Gegensatz zu ihren süßen Schwestern gedeihen sie auch bei niedrigeren Temperaturen.
Regionale Süßkirschen stehen ab Mitte Juni bis Ende Juli zur Verfügung. Sauerkirschen reifen etwas später als Süßkirschen, und zwar von Ende Juni bis Anfang August.
Kirschen reifen nicht nach und sollten deshalb beim Kauf verzehrbereit sein. Dunkle Früchte sind besonders süß. Reife Früchte sind prall gefüllt mit Fruchtfleisch. In Kombination mit der dünnen Schale sind sie somit sehr empfindlich. Auch hier gilt: Für ein tolles Geschmackserlebnis mit idealer Reife sollten Sie auf heimische Kirschen zurückgreifen. Im Kühlschrank sind sie ca. ein bis zwei Tage im Plastikbeutel lagerbar. Um ein Faulen zu verhindern sollten Sie Kirschen erst kurz vor dem Verzehr waschen.
Süßkirschen eignen sich in erster Linie für den Frischeverzehr. Zum besseren Entsteinen kann man die Früchte ein paar Minuten in ein Gefrierfach legen. Sauerkirschen werden oft als Marmelade verarbeitet. Man findet Sauerkirschen eher selten in den Regalen der Supermarktketten. Eine klassische Anwendung der Sauerkirschen ist auch das Einkochen oder die Verwendung in Süßspeisen, Speiseeis, Quark, Kuchen oder Torten.
Kirschkerne enthalten Substanzen, die im Darm aufgespalten werden und Blausäuregifte freisetzen. Ein oder zwei verschluckte Kerne gelten aber auch bei Kindern für prinzipiell nicht bedenklich.
Kirschen enthalten viele Antioxidantien und schützen damit vor freien Radikalen und verlangsamen demzufolge auch die Alterungsprozesse unserer Haut. Gleichzeitig sorgt der hohe Kaliumgehalt (230 mg pro 100 g) für eine Regulation von Flüssigkeitsansammlungen im Körper und verhilft uns zu prallen Zellen. Kirschen sind auch für Schwangere zu empfehlen, denn sie liefern rund 30mg Folat pro 100 Gramm. Dieses B-Vitamin ist aktiv an der Zellteilung und vielen Wachstums-/Entwicklungsprozessen beteiligt. Sauerkirschen können zudem beim Abnehmen hilfreich sein, denn sie enthalten nicht nur viel Fruchtzucker und gleichzeitig auch Fruchtsäure, sondern liefern einige Ballaststoffe und sind komplett fettfrei. Ferner halten Kirschen mit ihrem Gehalt an Vitamin A, C, und einigen B-Vitaminen rundum fit.
Tafelkirschen werden als Spindelbaum erzogen (siehe Apfel). Die Baumhöhe wird bei ca. 3,5 m begrenzt. Ab dem 6.-8. Standjahr sind die Bäume im Vollertrag. Da Kirschen nicht selbstfruchtbar sind, müssen in einer Kirschanlage mehrere Sorten in bestimmtem Abstand gepflanzt werden. Damit wird die Befruchtung der Blüten und somit der Fruchtertrag gesichert. Da Kirschen sehr platzempfindlich sind, werden die Neupflanzungen zunehmend mit einer Überdachung ausgestattet, um sie vor Regen zu schützen. Das Regendach wird ca. 3 Wochen vor der Ernte bis zum Ernteende aufgespannt. Die Fahrgassen sind begrünt und eine Tropfbewässerung sorgt für eine ausreichende Wasserversorgung.
von Martin Bähr, Obstbauer
von Andreas Riehle, Obstbauer
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